Mittwoch, 30. Mai 2012

Das Babuschka Prinzip - 9 Tage Kimberley und zurück

Ein Urlaub im Urlaub ging heute zu Ende. Kurzer Rückblick schriftlich mit mehr Bildern, denn die sagen sowieso mehr als Worte. Ich versuch's zumindest.

1. Broome - Tunnel Creek - Windjana Gorge
Unglaublich rote Erde, viele Schlaglöcher (und hüpfende Passagiere!), Jacqui aus Neuseeland mit dem lustigsten Akzent überhaupt ("Did ji bild ab your tint?"), Allie mit den chinesischen Wurzeln, die kein Wort Mandarin spricht. Natur pur und nasse Hosenbeine beim Höhlengang durch Tunnel Creek. Endlos tiefe Schluchten, der "Spritrock", "friendly freshies" (Süßwasserkrokodile sind lieb, weil die keine Menschen fressen. Aha.) und Kanguruh vom Grill in Windjana Gorge. Russell - unser Tourguide - entpuppt sich als Kochkünstler, ich lerne die bösen "prickles" kennen und habe davon auch gleich ein paar im Fuß. Und endlich stellt sich heraus was ein SWAG wirklich ist und wie man ihn aufdreht. Die Witterung macht sich abends bemerkbar, als ich sichtlich erschöpft ins Bett sinke und wie ein Stein bis in den Morgen durchschlafe.

2. Bells Gorge - Galvan Gorge - Manning Gorge
Der Tag der Schluchten! Verstopfte Nase, Reizhusten und dicker Kopf beim Klingeln des Weckers um 4:55 Uhr. Suuuper! Jacqui, Lorraine und Nicole aus Brisbane halten mich bei Laune.
Bells Gorge : Wahnsinniger Wasserfall! Gehe nicht ins Wasser wegen Erkältung, sehe aber den todesmutigen Springern unserer Gruppe beim Saltowettbewerb zu und genieße die Landschaft. Willkommen in der wahren Wildnis!
Galvan Gorge : Ein noch wahnsinnigerer Wasserfall wie aus der Postkartenkulisse. Russell erzählt eine interessante DREAMTIME Geschichte der Aborigines über den Gott Wondjina und zeigt Felsmalereien, die geschätzte 120 000 Jahre alt sind. Geschichte einatmen war noch nie so fasznierend.
Manning Gorge : Dinner vor dem wohl größten Boab-Baum!! Habe mir noch eine Boabnuss einverleibt, sie soll 100x mehr Vitamin C als eine Orange haben. Hoffentlich hilft's! Bevor es ins Bett geht lausche ich noch den spannenden Reisegeschichten der wunderbaren Judith aus Adelaide, die Verwandte in Braunschweig hat. Heute abend schaffe ich es nicht mal den Mp3 Player anzumachen, so müde und fertig bin ich. Grillen zirpen mich in den Schlaf.

3. Manning Gorge - Cockburn Ranges - El Questro
Während die große Gruppe am Morgen zum Manning Gorge wandert bleibe ich mit einigen Leuten zurück und ruhe mich aus. Seltsame Dinge kommen aus meiner Nase und der Kopf tut immer noch weh..meh.
Nach dem Morgen im Gorge geht's weiter nach El Questro, in dem wir 2 Tage verbringen werden. Auf dem Weg dorthin sehe ich meine erste Schlange, eine Schwarzköpfige Python!
Ausserdem überqueren wir noch in filmreifer Manier den Pentecost Fluss im Truck und bestaunen die endlos schönen Cockburn Ranges, in denen "Australia" gefilmt wurde. Einmal wie Hugh Jackman und Nicole Kidman über die Ranges reiten, das wär' schon was. Wobei...so gerne tauschen möchte man dann doch nicht, wenn man hört, dass die gute Nicole anscheinend für einen gesalzenen Preis von 50 000 Dollar pro Tag (!!!) die gesamte El Questro Homestead incl Privathelicopter gemietet hatte. Nur, damit sie ungestört sein kann in einem Landstrich, in dem sowieso alle 4 Tage nur ein Mensch vorbeikommt. 1st world problems.
Am Abend dann mein Highlight : Eine heisse Dusche! YaaY! Die einfachen Dinge sind manchmal die schönsten!

4. El Questro - Zebedee Springs - Emma Gorge
2. Tag in El Questro und ich bin um Punkt 5 Uhr wach. O-ha!
Um 7:00 Uhr stehen wir bereits an den Zebedee Springs, einem wunderschönen, kleinen Wasserfall. Die Quellen dort sind aufgrund von Vulkanaktivitäten knackige 28-32 Grad warm. Füße reinhängen, Musik aufs Ohr, Glück! :)
Die wahre Herausforderung für mich und mein Grippegeplagtes Ich wartet allerdings später noch. Um nicht als Einzige wieder am Rand zu sitzen und auch um es mir selbst zu beweisen wandere ich mit in den Emma Gorge. Schwierigkeit laut Landkarte : Moderat. Dazu nur ein Kommentar : Ha. Ha.
1,6 km einfach über felsigstes Gestein, Auf - und Abstiege..eieiei. Doch wie immer folgt die Belohnung auf dem Fuße : Ein Wasserfall in der gefühlten Höhe von 5 Wohnhäusern fällt in die Schlucht und besprinkelt selbst Nichtschwimmende mit einem feinen Wasserschleier.
Mein Kampf auf dem Rückweg wird anerkennend kommentiert und dank der wunderbaren Allie war es auch einigermaßen machbar. Doch danach geht nichts mehr : 2 Stunden Schlaf im Camp, unruhige Nacht.

5. El Questro - Lake Argyle (Kununurra)
Aus dem wilden Westen zum größten von Menschenhand gemachten See inkl. Staudamm. Mit einer Größe von 1000 Quadratkilometern fasst er in der Regenzeit 55x das Volumen des Sydney Harbour. Die Höchstleistung der Pumpe des Staudamms der Kununurra und die umliegende Region versorgt beträgt 30 Millionen Liter pro Sekunde!!!!!!
Noch mehr Superlative?
-> Man musste in den 70ern für das Überlaufbecken ein Stück aus dem Fels sprengen. Das war die zweitgrößte Explosion der südlichen Hemisphäre nach der Atombombe. Im ca. 4000km entfernten Sydney hörte man die Explosion noch, so laut war sie..
So viel Wissenwertes und noch viel mehr erzählte uns der bärtige Matt, Bootsführer und selbsterklärter Überfan des Sees. Ausserdem sahen wir wieder einmal die "Friendly freshies" noch viele seltene Pflanzen und die Wallabies, die im Fels leben. Abends dann stand Dinner im ansässigen Pub an. Und vor dem Zubettgehen wieder die gleich Prozedur : Inhalieren, Tee kochen, Tabletten nehmen. Wann endet das bloß??

6. + 7. Lake Argyle - Kununurra - Bungle Bungles
...uuund weiter geht's! Von der beeindruckenden Kulisse des Lake Argyle gings nochmal nach Kununurra und dann über ein Stück Highway ins neu gebaute Camp in den Purnululu Nationpark, in dem die Bungle Bungles zu sehen sind. Ein riesiges Bergmassiv, geschätzte 370 Millionen Jahre alt. Geformt aus den Gezeiten und ein paar tektonischen Platten. Mit einem unbezahlbaren Blick über die Ranges bei Sonnenuntergang und einer Wanderung in den wahnsinnigen "Cathedral Gorge" gings am nächsten Tag weiter. Wild, wilder, Kimberley!

8. + 9. Halls Creek - Geiki Gorge - Fitzroy Crossing - Broome
Die letzten beiden Tage waren von viel Fahrerei im Bus geprägt, vom E-Mail Adressen austauschen, Fotos ansehen und von einer wunderbaren Rundfahrt auf dem Fitzroy River in den Geiki Gorge, bei dem ich vor Erschöpfung nun leider einschlief. 9 Tage Erkältung incl. vollem Programm zollen irgendwann einfach ihren Tribut.

Eine wahnsinnig schöne, tiefe, lustige und auch nachdenkliche Reise in das wilde Herz Australiens. Danke an alle, die dabei waren!

Bilder gibt's hier -- >>>

9_Tage_Kimberley

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